Präbananismus.
Am Anfang war die Banane. In Anbetracht einer Weltbevölkerung, die zwar kollektiv Bananen
isst, aber zu zwei Dritteln aus (B)Analphabeten besteht, ist es ungeheuerlich zu
behaupten, am Anfang sei das Wort gewesen. Gott schuf die Paradiesplantage als den idealen
Ort wohlfahrtsstaatlich gesicherter Zweisamkeit in immer währender Langeweile: Obst
gratis, aber ständige Überwachung für die beiden Obstesser Adam und Eva. Gott erkannte
in seiner unendlichen Güte das selbstgeschaffene Problem frühzeitig. Erlebnisorientiert
wie es Schöpfer nun einmal sind, trieb er seine Geschöpfe in den Zwiespalt von
Obstverbot und Erkenntnislust. Dank göttlicher Vorsehung wusste er, dass der freie Wille
seiner Geschöpfe im Sakrileg des Apfelessens enden musste. Hätten Adam und Eva weiterhin
Bananen gegessen, wäre uns und ihnen einiges erspart geblieben.
Bananismus. Während die indischen
Brananen die Weltseele in der Branane erkannten, waren Bananen in Alteuropa seltene
Importe. Die "Banane des Columbus" avancierte zur stehenden Redewendung, was
angesichts der Krummheit von Bananen ein viel bestauntes Paradox wurde. Warnte noch
Wilhelm II vor der "gelben Gefahr", wurden Bananen im Laufe der Geschichte
wohlfeil, selbst in Ostdeutschland. Zwar war die DDR nicht weit davon entfernt, als
Bananenrepublik durchzugehen, wurden dort doch Bananen als nichtexistente Kostbarkeiten
des real existierenden Sozialismus gehandelt. Der Broiler ging unter, und mit der
Westbanane kam die Freiheit. Die Banane löst seit ihrem Erscheinen in Europa wirrtuellen
Tiefsinn aus: "Warum ist die Banane krumm?" Mit dieser Frage konstruierte der
Bananismus seine Theorie des gekrümmten Raumes jenseits von Schale und Farbe. Der
Bananismus befreite die Banane schließlich aus ihrer marginalen Stellung als
sozialhilfegeeignetes Billigobst und radikalisierte sie zur banalen Ikone der neuen
Befindlichkeit. Künstler wie die Banadian Harmonists priesen in ihrem Welthit "Meine
kleine grüne Banane" den Reifungsprozess zur verzehrgeeigneten Vollbanane. So geriet
den Bananisten zwischen Copa Banana, Banada und Bananarama schließlich alles zur Banane.
Allein der Papst warnte vor den Gefahren des ungeschützten Banalverkehrs.
Postbananismus. Der Verdienst der
Bananisten besteht vorausschauend weniger in der Provokation des Obstbetriebs als in der
Inauguration der Banane als krummgelbes Weltprinzip. Gentechnologische Verbesserungen
lassen auf die Banane der Zukunft hoffen: Selbstschälende Bananen, Bananen mit
Himbeergeschmack, Bananen als Telefonhörer, Bananen als Internetbrowser von bananasoft.
Alles Objekte mit hoher Plausibiltät, ohne die Beschränkung, nur Banane zu sein. Alles
Banane oder was?
GOEDART PALM
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