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Zimmer 237 - Im Bauch des Wals
Kinematographie der unheimlichen Räume
Kleiner Kulturtipp: in
Barcelona, Tibidabo, in das Hotel Krüeger (!) gehen, zwar jederzeit
in Kitsch und Trash ausartend, aber herrlich makaber...
© Goedart Palm
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Hätte die Moderne ein Wesen, was
sie immer heftig geleugnet hat, läge es wohl darin, dass die Innenräume
des Selbst wachsen und wuchern, bis das Selbst sich schließlich selbst
unheimlich wird. Weltfremdheit und Selbstbewusstsein passen gut
zusammen: „Ist nicht das Selbstbewusstsein das Rätsel der Rätsel?
Haben nicht schon die alten Mystiker, Scholastiker und Kirchenväter die
Unfasslichkeit und Undarstellbarkeit des göttlichen Wesens mit der
Unfasslichkeit und Undarstellbarkeit des menschlichen Geistes erläutert,
verglichen?“ (Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums). War zuvor
die äußere Welt eine terra incognita, die mit Göttern und Teufeln,
unheimlichen Kräften und verwandten Seelen bevölkert wurde, betrachtet
sich nun das Selbst im Spiegel des Bewusstseins mit immer größerer
Aufmerksamkeit, bis diese inneren Räume nicht weniger unendlich
erscheinen als das zuvor beseelte Universum selbst. Innenwelten präsentieren
sich mit höchst unterschiedlicher Ausstattung und es wird nicht die
geringste Anstrengung der literarischen Sachwalter des „Esprit“,
ihre inneren Salons so auszustatten, dass sie den äußeren an Weitläufigkeit
und Raffinesse nicht nachstehen. Man wird sich in diesen wuchernden
Innenwelten verlieren wie zuvor im tödlichen Labyrinth des Minotaurus
und benötigt immer differenzierte Methoden der Selbst-Erfahrung, die
nicht weniger Navigationskunst voraussetzen als jene, die die
christliche Seefahrt für die Entdeckung der vorläufigen irdischen
Unendlichkeit benötigt. |
© Goedart Palm
Melies
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