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Helmholtz-Gymnasium Bonn

Zeitreise - Fragmente - Erinnerungsspuren

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Nicht mehr aktuell - Jahrgangstreffen war am Samstag, den 6. Mai 2006 ab 16:00 Uhr, Restaurant, Biergarten und Bistro Im Steingarten von Guericke Allee 553125 Bonn - Brüser Berg, Kontakt  E-Mail E-Mailadresse orgteam@hhg-bonn-abi75.de zu erreichen 

Website: http://www.hhg-bonn-abi75.de/

Tolle Website für uns Geschichtsverlorene und Nostalgiker 

 

 

 

C'est moi, Helmholtz-Gymnasium, Mitte der Sechziger Jahre

(Design-Hinweis: Alles in SMV-Orange gehalten)

 

 
Abi 1966, ein berüchtigter Jahrgang, jedenfalls der legendären Abiturzeitung nach, die ich mal besaß, seinerzeit brisant, heute wohl als harmlos einzustufen: "Trutwin, Sie posieren ja wie ein Dressman." 
1966 war Kurzschuljahr. Ich (17.04.1963 eingeschult, Ende Grundschule November 1966, Weihnachten 1966 Start Gymnasium) in der Sexta b: Frau Duensing ist Klassenlehrerin, Mathematik, Biologie und Erdkunde (Klassenfoto). Oberbüscher, ein junger motiviertert Studienrat, unterrichtet Englisch und Geschichte. Ich kann mich noch an die erste Stunde erinnern: Englisch als Verkehrssprache. Zwei Jahre später bin ich zum ersten Mal in London, das war damals noch ein Kulturschock. Deutsch bei Dr. Braun, I guess. Kunst, Peter Wartenberg, später Franz-Josef Osterloh.

 

Schulanekdoten

Kein geringes Problem: Soll man Namen nennen. Die strafrechtlichen Verjährungsfristen verschlagen gering gegenüber den mitunter kompromittierenden Gehalten, die über jene Helden mehr sagen könnten als ihre gegenwärtige Statur. 

Also Schulanekdoten - die beste überhaupt, vermutlich 1974, jedenfalls Weiberfastnacht: Unterricht bei Frau Rolle in WISO-Leistungskurs, letzte Stunde. Hereinplatzt mitten in den Unterricht der Schüler Ulrich Berger, vermutlich nicht ganz nüchtern, im Gefolge die Schüler Dieter Kaltwasser, Volkmar Nies, Christian Hinze (?), rote Karnevalsmützchen von Coca-Cola tragend, verschmierter Lippenstift auf den Wangen, also mit einem Wort: fröhlich präpotente Wissenschaft.  Frau Rolle, damals noch sehr jung, nicht nur in dieser Situation um Autorität ringend, fordert den Schüler Berger auf, einen gerade ausgegebenen Text zu interpretieren. Berger lässt sich den Text geben, zerknüllt ihn und wirft ihn im hohen Bogen in den Papierkorb: "Das ist meine Interpretation Ihrer Texte." Frau Rolle: Sie verlassen jetzt die Klasse. Berger weigert sich. 

Frau Rolles Autorität reicht noch nicht aus, sie holt den Direktor, Dr. Wilhelm Schüttler, höchstselbst, ein Mann, der keine Widerrede kennt: "Schüler Berger, Sie verlassen jetzt sofort die Klasse." Berger: Nein, ich bin gekommen, um heute hier etwas zu lernen. Der "Direx" hängt sich weit aus dem Fenster: "Wenn Sie jetzt nicht gehen, dann hole ich den Peterwagen." Berger: "Tun Sie das, ich bleibe..." Der Schulleiter hat sich selbst in Zugzwang gesetzt, jetzt muss er handeln, wenn er das Gesicht nicht verlieren will, aber souverän ist das eben auch nicht. 

15/20 Minuten später: Auftritt der Polizei, zwei Polizisten holen den renitenten Schüler Berger aus der Klasse. Problemlos. Draußen verabschiedet er sich von der Polizei und trollt sich. Später großes Nachspiel: Schulkonferenz: Soll der Schüler Berger von der Penne fliegen? Meinungen hin und her. Er bleibt. 

Die Anlässe für Tadel oder Verweise waren oft vom Zeitgeist geprägt. Der Schüler Roger Willemsen, der eine Mitschülerin, Annette Böhm, auf dem Schulhof geküsst hat, kassierte einen Tadel. Kommentar des Direktors mir gegenüber nach einem Treffen der SMV mit der Schulleitung: "Wenn wir das zulassen, endet das damit, dass sie schließlich in der Rinne rumrammeln." Dabei bezog sich das "sie" auf das gesamte Abendland, mit anderen Worten: die Apokalypse stand kurz bevor. Das war an dieser Schule möglich, weil hier auch das Nichtereignis einen echten Kulturwert respektive -unwert besaß.  

Die ungehaltene Abiturrede von Peter Brinkemper >>

Gaststätte Mering, gegenüber Ausgang Schwalbenweg, eine Mini-Oase für Helmholtzianer, wer sich dort zu lange bierselig aufhielt, konnte - Anekdote! - hinterher nicht mehr "embryonaler Zustand" richtig aussprechen. 
Wenig beobachtet: Auch damals schon mindestens "two cultures" im Sinne von C.P.Snow. Exemplum: Ein Mitschüler wunderte sich darüber, dass eine Binnenerzählung von Max Frisch "Rip van Winkle" thematisierte. Ob der Schriftsteller wohl auch die Comic-Vorabend-Serie mit dem nämlichen Titel kenne. 

 

 

Helmholtz-Gymnasium, Mitte der Sechziger Jahre, freier Blick nach Lessenich

 

 

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SMV-Propaganda anlässlich der Wahlen zum Schülersprecher - ein Plakat von Peter Brinkemper, aufwändig mit Skriptol gezeichnet in jenen Jahren, die noch Tusche, Schablonen und Letraset benötigten. Die Arbeit mit der Matrize erscheint heute wie ein Quälkapitel aus der Medien-Steinzeit. Der Schulcomputer kannte keine relevanten grafischen Anwendungen.  

Die SMV-Geschichte ist noch zu schreiben: M.E. war das chronologisch so: Wahlen zum Schülersprecher, Wolfgang Palm gewählt, Februar 1973, Stimmen 648, SMV-Team anschließend durch Schülerrat (Präsident Stüttgen) weitestgehend bestätigt. Das Team sah wohl so aus: Anke Schlottfeldt, Stellvertreterin, Hellmut Ottinger, Informationen, Edgar Schwietzke, Schriftführer, Heinz Hentschel, Fachkonferenzen, Jürgen Geffers, Finanzen, Christian Hinze, Rechtsangelegenheiten, Ulrich Franz, Archiv, Werner Werthmann, Sport, Michael Krause und Jan Mensching, Kultur. Vertrauenslehrer war Herr Würdig. Wer war noch beteiligt? 

Die Ressorts waren jedenfalls nur insoweit wichtig, als die Mitarbeit durch das jeweilige Amt betont wurde. Insgesamt währte unsere SMV ca. 15 Monate, also meiner Erinnerung nach bis Mai ca. 1974. Dann wurde die Arbeit demonstrativ eingestellt, weil die "Partizipationsansprüche", die inzwischen vom Zeitgeist infiziert waren und dementsprechend hochgeschraubt wurden, nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Ich erinnere mich, dass Ulrich Franz dem Direktor anlässlich einer Schulkonferenz mitteilte, es gäbe demnächst neue Regelungen, dass die Schüler zu 50 % Sitzen respektive Stimmen an Schulentscheidungen beteiligt würde. Radikale Mitbestimmung. 

Vorangegangen war eine Klausurtagung mit einem wunderbar radikalen Programm, als Quasi-Manifest mit einem eindrucksvollen Cover: Die Bremer Stadtmusikanten als umgekehrte Pyramide. "Irgendetwas müssen wir falsch gemacht haben." Das Ende der Schülermitverwaltung sah einen SMV-Raum mit einem Sandkasten, der die Sandkastendemokratie "Schule" symbolisch vor Augen führte. Die Schulleitung, sprich: Dr. Wilhelm Schüttler, hat sich darüber sehr geärgert, was eigentlich erst durch die Nichterwähnung der maßgeblichen Akteure im Rahmen von Abitur-Prämierungen deutlich wurde. 

Wahrscheinlich war es damals eine Blamage für eine Schule, keine SMV zu haben. Der Vertrauenslehrer war vermutlich so eine Art Rationalisierungsprogramm mit Kontrollfunktionen, um die jederzeit politisch gefährdeten Schüler nicht zu sehr aus dem Blickfeld zu verlieren.
 

Schulspiegel Nr. 2, Herausgeber Wolfgang Palm und Hellmut Ottinger, Mitarbeit Roger Willemsen und Käthe Jowanowitsch. Das Design (oben Orginalcover mit Federzeichnung von Palm) war - gelinde gesagt - grotesk und die Mittel in jenen computerlosen Zeiten bescheiden. Immerhin gelang jenem Projekt, was diverse Versuchen, eine Schülerzeitung zu machen, scheitern ließ: In kürzester Zeit würde die Finanzierung durch die Duisdorfer Geschäftswelt, Blumen Brünker, Schuhe Effertz, Fahrschule Kalke, Schallplatten Janke, Lebensmittel Alfred Piel etc., sichergestellt.  

 

 
 

Helmholtz-Gymnasium, Mitte der Sechziger Jahre, Rückansicht (Hausmeister-Pavillon rechts, weiland Hausmeister Nelles mit dem großen Schäferhund) 

Helmholtz II - Die Legende geht weiter....

Die ungehaltene Abiturrede von Peter Brinkemper >>

 

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Copyright. Dr. Goedart Palm 1998 - Stand: 05. Juni 2018.