Warum
noch schreiben? In der Allherrschaft von Informationen provoziert
die Abundanz und Gemächlichkeit von Literatur den rasenden
Zeitgenossen. Literatur steht unter dem Verdacht, ein Flaneur zu
sein, die Welt mit nebulösen Begriffen von Nischenpositionen aus
zu verfehlen. Niemand will sich mehr, wie weiland Baudelaire,
das Tempo von einer Schildkröte angeben lassen.
Auch
die Hartnäckigkeit der Feuilletons, die ihren Stoff scheinbar
ungebrochen verteidigen, kaschiert nicht den
Selbsterhaltungscharakter dieser Unternehmungen.
Literatur ist nicht länger eine stark nachgefragte Aufklärung
der gebildeten Welt, sondern Stoff schwacher Distinktionen für
aussterbende Gesellschaften.
Milieus
statten sich mit je eigenen Lektüren aus und geben ihrem
lifestyle ein blasses decorum. Wer sich über die menschliche
Seele "informieren" will, liest längst nicht mehr Dostojewski,
Nietzsche oder Flaubert, sondern greift je nach Verständnishorizont
auf Wissenschaft oder psychologische Weichspüler zurück. Meinem
Anspruch genügt es völlig, einen Essay zu schreiben, der sich
dem "drive" eines unbestreitbar wahren Riffs
anverwandelt, ohne ungenau zu werden.
Goedart
Palm jetzt auch unter Glanz
und Elend |